Drei Leben im Gegenwind – über das Buch
Drei Leben im Gegenwind ist ein ungewöhnlicher Zeitzeugenbericht eines etwas inkonformen Menschen mit einer seltenen Vita. Der Autor, Rainer von zur Mühlen, gilt als Urgestein in der Szene der deutschen Sicherheitsberatung. Und natürlich auch weit über die Grenzen hinaus. Mittlerweile verbinden 20 Jahre Freundschaft zwischen ihm und dem Geschäftsführer von SAVE.
Drei Lebensabschnitte, 130 Episoden über Erlebtes, fast wie ein komprimierter Thriller
Rainer von zur Mühlen (RvzM) spürte als Vierjähriger die Angst der Mutter um den Vater. Der baute im Auftrag der Briten einen Nachrichtendienst in der Sowjetzone aus. Damals lag die Erfolgsquote sowjetischen Menschenraubs in Berlin bei durchschnittlich 50 pro Jahr (zwischen 1946 und 1951). RvzM fing daher an, die Umgebung zu beobachten. Auffälliges berichtete er der Mutter. Die telefonierte mit dem britischen Offizier, der für den Personenschutz zuständig war. Da er Autonummern nicht lesen konnte, malte der Vierjährige die auf. Man kann sagen: seine ersten Sicherheitsberatungen.
RvzM hatte indes nie vor, seine Erlebnisse aufzuschreiben. Bis, ja bis der Historiker Dr. Enrico Heitzer eine Biografie über seinen Vater recherchierte und ihn eindringlich bat, die selten präzisen Erinnerungen, Sachverhalte und Beobachtungen aufzuschreiben. Es sei wichtig für die Erinnerungskultur.
Was jetzt druckfrisch vorliegt, beschreibt eine ungewöhnliche Kindheit im wohl grössten Abenteuerspielplatz der Welt, den Berliner Trümmern. Mit aller Art Spielzeug, das töten konnte. Beeindruckend die Episode, wie die Kinder den Geschützturm eines verschütteten Panzers freilegen. Wenige Tage später entdeckt auch ein kleines Mädchen (damals zirka 11 Jahre) diesen Panzer und wird tot geborgen. Der Autor wird mit fünf Jahren auch Zeuge eines Mordes im Schwarzmarkt. Erlebt, wie sein Vater Agenten anwirbt und gefährdete Agenten in spannungsgeladenen Aktionen aus der Sowjetzone ausschleust.
Im zweiten Leben – ab 1959 in Bonn – war RvzM im Vorstand der Jungen Union. Im 5-köpfigen Vorstand waren Wolfgang Goliath und Dieter Bauer. Zwei Romeos, Offiziere des Ministeriums für Staatssicherheit. Goliath führte Inge Hanke (Chefsekretärin im Bundestagsinnenausschuss). Bauer war auf die Freundin vom Autor angesetzt. In diese Zeit fiel auch die 68er-Bewegung. RvzM verhinderte 1968 die Besetzung der Bonner Uni. Eine sehr spannende Episode einfallsreichen Handelns ohne Gewalt. In diese Zeit fällt auch, dass RvzM für Freunde in Junger Union und RCDS Reissbrett-Karrieren entwickelte und gleichzeitig als “Kunstfälscher” Kopien von Impressionisten malte, die reissenden Absatz fanden. Er konnte sich daher bereits als Student ein Auto leisten, was in dieser Zeit alles andere als selbstverständlich war.
Das dritte Leben beschreibt Episoden aus Studium und Berufsanfang bis über die Rente hinaus. RvzM beschreibt, wie er auf die Idee kam, sich mit Computerkriminalität zu befassen. Computerkriminalität? Ja die gab es damals ja noch gar nicht. Und trotzdem verfasste er auch seine Diplomarbeit über dieses Thema. Weiter beschreibt er, wie er die erste bekannte biometrisch basierte Zutrittskontrolle erfand und die ersten Signalrepeater für Koax-Bild-Übertragungen über mehr als 120 Meter lötete. Gegenwind? Er beschreibt auch seine Neider und Wettbewerber, die ihm Stolperfallen zu stellen versuchten. Die Episoden sind durchwegs amüsant. Die Sicherheitsbranche als Haifischbecken und wie RvzM als Fettauge von den Haien umkreist wird. Er beschreibt auch, wie er die Haie mit witzigen Ideen an der Nase herumführte. Seine Neider nummeriert er in Lieblingsneider LN 1.0 und Folgende. Er zeigt, dass man keine Angst haben muss, sondern Spass dabei haben kann. Grossen Raum nehmen auch in diesem Lebensabschnitt Nachrichtendienste ein und ihre Versuche, an Informationen über die Sicherheitskonzepte von RvzM Kunden zu kommen. Gar der legendärfe Chef der Hauptverwaltung “Aufklärung”, scheiterte mit den Versuchen, durch hochqualifizierte Bewerber das Unternehmen VZM zu infiltrieren. Auch das wird durch Episoden beschrieben.
Als Leserin oder Leser des Buches “Drei Leben im Gegenwind” wird Sie fast jede Episode überraschen. Geniessen Sie 130 Überraschungen.
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